Schweizer Rückblick zum Rücktritt Horst Köhlers

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„Das das Interview im Nachzug zu seiner Afghanistan-Visite stattfand, wurde es von vielen sofort als Kommentar zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr verstanden – und da und dort wohl auch gezielt missverstanden. Linke, Sozialdemokraten und Grüne, aber auch Experten des internationalen Rechts und einige Politiker der Union protestierten energisch; die Medien, erfahren im Ausspähen lukrativer Missverständnisse, schlugen gnadenlos auf die Pauke. Dass der Bundespräsident durch einen Sprecher alsbald präzisieren liess, seine Bemerkungen hätten sich auf die vom Parlament beschlossenen Einsätze der Bundeswehr wie zum Beispiel die Operation Atalanta gegen die Piraterie vor Somalia bezogen, wurde kaum noch gehört. Man hatte den „Skandal“, und man gab ihn nicht mehr her.

Natürlich waren die Aussagen Köhlers im höchsten Grad unglücklich. Von einer imperialen, kriegerischen Grundeinstellung aber zeugten sie mit Sicherheit nicht, dass wussten alle, Bürger wie Politiker. Doch diese triviale Erkenntnis spielt keine Rolle mehr. Die von steter Hysterie geprägten Regeln des politischen Geschäfts griffen. Nun hat sich Köhler diesem Geschäft durch einen verzweifelt anmutenden, vielleicht allzu spontanen Schritt entzogen.“

Quelle: NNZ – Internationale Ausgabe


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